Das Kunstportal der Stadtsparkasse Wuppertal
57 Meine erste, direkte Begegnung mit die- ser Reihe, ein weiteres Puzzleteil, be- gann fast zeitgleich, also auch fast auf den Tag genau vor 50 Jahren. Denn Ende September 1969 hatte ich meine Tätig- keit in der „Werbeabteilung“ der Spar- kasse begonnen. Der Abbau dieser zweiten Ausstellung war meine erste, direkte Begegnung mit Wuppertaler Künstlern. Damit trat etwas in mein Leben, das mich bis zum Ende meines Berufslebens vor rund 10 Jahren beglei- ten sollte. Überraschend war es allerdings nicht, wie dann in den folgenden vier Jahr- zehnten Kunst und Kultur einen tiefen Einfluss in das Unternehmens-Bild und mein Leben nahmen. Beruflich, wie pri- vat. Nichts im Leben ist ja wirklich Zufall und Dinge geschehen eher einer Logik folgend. Der Puzzlelogik, möchte ich fast hinzufügen. Als 14-Jähriger hatte ich in meinem ers- ten Ausbildungsbetrieb einen Kalender entdeckt, den niemand haben wollte. Er war vom Solinger Künstler Werner Brat- tig, der auch heute noch dort lebt und arbeitet. Diese Kalenderblätter hatte ich auf Pappe aufgezogen und in der elter- lichen Wohnung aufgehängt. Sie hingen dort für viele Jahre. Im selben Alter er- lebte ich meinen ersten Museumsbe- such. Unter der Füh- rung eines sehr begeisterten und begeisternden, frisch gestarteten Muse- ums-Vize, dem jungen Dr. Hans Günter Wachtmann, entdeckte ich, warum mich Kunst schon seit einiger Zeit interes- sierte, ohne das erklären zu können. Kunst war für mich einfach spannend. Was dahinter steckte, ahnte ich noch nicht. Drei Arbeiten waren mir bei die- sem Besuch besonders ins Auge gefal- len. Sie sind bis heute in meinem Gedächtnis verankert. Im Eingang des Von der Heydt-Museums war das ein Mobile von Alexander Calder. Dann war da ein Picasso, den das Museum besaß, eine „Harlekin-Familie“ (Famille d’Arle- quin, 1908) aus der kubistischen Peri- ode. Und dann ein Dali, „Das wahre Bild der Toteninsel Arnold Böcklins zur Stunde des Angelus“. Seit dieser ersten Begegnung begann ich, mich mit Kunst auch theoretisch auseinanderzusetzen. Dr. Wachtmann war es auch, mit dem ich später oft zusammen arbeitete. Ebenso natürlich auch mit Frau Dr. Fehlemann, Frau Dr. Birthälmer, Frau Dr. Günther und zum Schluss mit Dr. Finckh. Und natür- lich mit dem ganzen Team des Von der Heydt-Museums. Sie alle haben auf be- sondere Weise dazu beigetragen, dass diese Kunst-Reihe der Sparkasse zu einer großen Erfolgsgeschichte wurde. Von allen habe ich unendlich viel ge- lernt. Das begleitet mich bis heute. Doch „50 Jahre Kunst in der Sparkasse“, die im Internet mit dem Kunstportal her- vorragend dokumentiert sind, ist eben sehr viel mehr. Die Kunst hatte einen großen Einfluss auf das Selbstverständ- nis der Sparkasse. Auch das Erschei- nungsbild war ein völlig anderes, als noch kurz zuvor. So ist heute – nur ein kleines Beispiel – jede Geschäftsstelle eine kleine Kunstgalerie. Aus einem Un- ternehmen, mit dem man eher zwangs- weise Kontakte hatte und nur dann, wenn‘s ums Geld ging, wurde jetzt ein offenes Haus. Ein Haus, durch das ein fri- scher Wind gegangen war. Das keine Kunden mehr pflichtgemäß „bediente“, sondern Besucher einlud und mit inte- ressanten Themen begeisterte. Das aber auch selbst nach draußen ging und auch dort Partner war, ja oft sogar Freund. Ob im Museum, in den Galerien, bei Pro- jekten der Künstler selbst. Das mit Künstlern und Kulturschaffenden diskutierte, ihnen ebenso finanzielle Hilfe, wie eine Plattform bot. Und ihnen damit einen ganz weiten Kreis von Menschen für ihre Kunst, ihre Kultur erschloss. Zugleich einen weiten Kreis von Menschen für Kunst und Kultur öffnete. Die Stadtsparkasse Wuppertal war nicht mehr eine Bank wie jede andere. Sie war ein Haus mit Kultur. Ein Haus mit vielfäl- tigen Verbindungen zu kreativen Men- schen. Was bleibt zu berichten? Ein bisschen sei an die Anfänge erinnert und daran, dass das Experiment zunächst nicht al- lein die Bildende Kunst umfasste. Wäh- rend der ersten Ausstellungen gab es Lesungen mitten im Kassenbetrieb und zwischen den Ausstellungen, an denen bekannte Schauspieler beteiligt waren. Erinnert sei u. a. an Edgar M. Böhlke. Be- endet wurde es mit der Lesung Arnfried Astels, der bekannte Epigramme schrieb. Aber auch Ho Chi Minh-Gedichte ins Deutsche übersetzt hatte. Das ging dem einen oder anderen Politiker und Kun- den dann doch zu weit. Damit war dieser Teil erst einmal beendet. In anderer Form ist er heute allerdings wieder Teil des Programms. Im Laufe der Jahre ist die „Kunst in der Sparkasse“ immer professioneller ge- worden. Ausstellungen waren nicht mehr ein paar Wände mit Bildern. Es wird sorgfältig und gemeinsam mit dem Künstlerinnen und Künstlern geplant und inszeniert. Einflüsse von Fachleuten außerhalb – hier sei insbesondere Pro- fessor Bazon Brock erwähnt – führten zu einem adäquaten Ausstellungssystem. Es kam Musik hinzu, die bei den Ausstel- lungseröffnungen eine immer größere Rolle spielte. Ebenso wie die Musiker, die ihren ganz eigenen Beitrag zur ge- genseitigen Kommunikation und zum erweiterten Selbstverständnis der Spar- kasse beisteuerten. Daraus entstanden weitere Veranstaltun- gen im Haus, wie Konzerte der unter- schiedlichsten Art. Wuppertal war ja nicht nur ein Zentrum klassischer Musik, sondern auch des Jazz, insbesondere ein europäisches Zentrum des Free-Jazz. Die später entstandenen Räume wie das Sparkassen-Forum und die Glashalle sind deshalb eben auch kein Zufall, sondern die Folge einer Logik, die die Geschichte der Stadtsparkasse Wupper- Vorbereitung der Ausstellung „Fotografen, Fotografin, Fotografien“ , 2009 Dr. Andreas Steffens, Georg Westerholz, Björn Ueberholz, Peter Klassen, Jörg Lange, Uwe Schinkel, Silke Kammann im Botanischen Garten auf der Hardt. Foto: Sigurd Steinprinz (schwarze Jacke auf leerem Stuhl) linke Seite: Georg Westerholz , 2019 in Ottawa mit Kiya Tabassian, Gründer des Ensembles „CONSTANTINOPLE“, Montreal
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