Das Kunstportal der Stadtsparkasse Wuppertal

50 Jahre „Kunst in der Sparkasse“? Ich sitze gerade in meinem Heim in meiner neuen Heimat Kanada. Meine Zeit ver- bringe ich neuerdings u. a. mit Puzzlen. Hört sich seltsam an, bringt aber viel Positives, heißt es in einem Forschungs- bericht dazu. Gerade im höheren Alter hilft es bei der Konzentration. Bei der Übersicht. Dem Durchhaltevermögen. Und – und das vor allem – , es ist vorbeu- gend gegen „Alzheimer“. Zugleich gibt die Puzzlelei mir die Gelegenheit, meine Gedanken fliegen zu lassen, mich zu er- innern, diese fünfzig Jahre Revue pas- sieren zu lassen. Dieser Augenblick hat etwas symbolhaf- tes. Das ganze Leben ist ja eine Art Puz- zle, in dem zu irgendeinem Zeitpunkt jedes Stück an die richtige Stelle fällt. Sich mit anderen Stücken ergänzt. Zufall, wenn man es findet. Genau richtig, wenn es eingefügt ist. So war es auf jeden Fall in meinem Lebenspuzzle und wie sich Stück für Stück wie zufällig doch genau am richtigen Ort wiederfand. Wie ich ein Teil dieser „Kunst in der Sparkasse“ wurde. Im Herbst 1966 hatte ich mit der Spar- kasse einen neuen Arbeitgeber gefun- den. Und im Herbst 1969 sollte es die damalige Werbeabteilung werden, in der ich ein dann gut 40-jähriges Betäti- gungsfeld fand. Was waren das für Zeiten damals, diese sogenannten 68er, dem Jahr, in dem die Wuppertaler Sparkasse ihre erste Kunst- ausstellung zeigte. „Junge Kunst in Wuppertal“ hieß das. Der Künstler war der hochbegabte Grafiker und Zeichner Herbert Wächter. Das war das erste Steinchen im Puzzle. Die Umrandung so- zusagen, von wo aus sich das ganze Bild langsam entwickelte. Die Zeit des Aufbruchs, sagen nicht we- nige Stimmen über diese Jahre, die durchaus revolutionär waren. Unbe- streitbar gab es einen großen gesell- schaftlichen Wandel, der auch ein so biederes Bankhaus, wie eine Städtische Sparkasse erfasste. Und der sich vor allem in der Art der Werbung und der Öffnung gegenüber dem Publikum zeigte. Mit großer Wirkung, darf man heute sagen. Und auch, dass das Wup- pertaler Haus bei dieser Veränderung der Deutschen Sparkassen durchaus an der Spitze der Bewegung stand. Es war insbesondere die Öffnung für Kunst und Kultur, die die Strukturen der Wuppertaler Sparkasse nachhaltig ver- änderte. Die dieses Bankhaus ganz neu und ganz anders als bisher in der Stadt positionierte. Die Sparkasse, nicht mehr nur eine vergrößerte „Spardose“, son- dern ein Partner an der Seite der Bürger dieser Stadt. Denn, das sei nicht verges- sen, diese Öffnung ging ja nicht allein in Richtung Kunst und Kultur. Doch das ist ein anderes, ein weiteres Thema. Alles begann damit, dass in diesen Jah- ren ein neuer, sehr junger Werbeleiter seine Arbeit aufnahm. Und der, Werner Bang, sprühte nur so vor Ideen, dem Haus ein anderes Image, ein neues Selbstverständnis, zu vermitteln. Unter anderem war ihm etwas aufgefallen, wo- rüber damals in dieser unruhigen Zeit diskutiert wurde: die so genannte Schwellenangst vieler Menschen vor Mu- seen und Galerien. Vor Kunst und Künst- lern. Und das war Realität. Waren Theater und Konzerte durchaus schon Orte nicht nur für die „gehobener Klasse“, wie es damals hieß, so waren „Kunst-Häuser“ genau das. Orte, die man, wenn überhaupt, mit Scheu betrat. Nun gab es in der Zentrale der Sparkasse an der Schlossbleiche eine große Kas- senhalle mit hoher Kundenfrequenz. Und so kam die Idee auf, die Kunst zu den Menschen zu tragen, also sie dort zu zeigen, wo sie mindestens einmal im Monat hinzugehen hatten. Dorthin, wo es „ums Geld geht“. Erstaunlich genug – die durchaus konservative Geschäftslei- tung ließ sich auf dieses Experiment ein. So kam es im Dezember 1968 zur ersten, schon erwähnten Ausstellung. Ich war in dieser Zeit noch in einer Geschäftsstelle tätig und bekam an meinem Arbeitsplat- zes kaum etwas davon mit. Las allerdings darüber in der „Wup- pertaler Rundschau“. Und hier ist wieder ein wichtiges Puzzleteil zu erwähnen, ohne das das komplette Bild nicht denkbar wäre. Dr. Eike Pies, Redakteur für Kultur in dieser Zeitung, der die erste Ausstellungseröffnung journa- listisch positiv begleitet hatte, hakte eines Tages in seiner Zei- tung nach und fragte kritisch, wo denn jetzt der Aufbruch bliebe und die angekündigten, weiteren Ausstellun- gen. Das wurde als Bestätigung und zu- gleich Verpflichtung für den neuen Weg empfunden, der Vorstand gab grünes Licht für die Fortsetzung, diesmal unter dem auch jetzt noch aktuellen Titel: „Kunst in der Sparkasse“. Vor fast genau 50 Jahren, vom 22. Sep- tember bis zum 8. Oktober 1969, war diese Ausstellung an der Schlossbleiche zu sehen. Arbeiten der Wuppertaler Alt- meister K. H. Ueberholz, Adolf Röder, Wilfried Reckewitz und Ernst Oberhoff. 56 „The true purpose of arts education is not necessarily to create more professional dancers or artists. It’s to create more complete human beings who are critical thinkers, who have curious minds, who can lead productive lives.“ „Der wahre Zweck der Kunsterziehung besteht nicht unbedingt darin, mehr professio- nellere Tänzer oder Künstler zu schaffen. Es geht darum, vollständigere Menschen zu schaffen, die kritische Denker sind, neugierige Köpfe haben und ein produktives Leben führen können.“ Kelly Pollock A.R. Penck „für Peter (Kowald)“, 1982 in New York, Mischtechnik, 35 x 48 cm

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