Das Kunstportal der Stadtsparkasse Wuppertal
128 Räume für Kunst, in denen 1968 Volk- wart Dams, der in Wuppertal zum Leiter einer sehr erfolgreichen Agentur für Eventmanagement wurde, seine Fotogra- fien „Menschen in einer Stadt“ zeigte. 16 Wie viele andere war Ernst Oberhoff überzeugt davon, dass Verständigung zwischen den Kulturen Hass und Gewalt gegeneinander verhindern könne und warb deshalb für den internationalen Austausch von Künstlern, konkret mit Schweden, Frankreich und Israel. Nicht alle Begegnungen konnten so schnell verwirklicht werden wie die mit der „Grupp 54“, die im April 1967 BKG-Mit- glieder in Göteborg ausgestellt hatte und im August des Jahres in der Kunst- halle im Haus der Jugend mit einer um- fangreichen Schau vertreten war, die von Johannes Rau eröffnet wurde. Über die Grenzen der Länder strebten auch andere Wuppertaler Künstler. Im März 1968 wurde in Versailles die Gruppe „Gamma“ unter Tausenden Kon- kurrenten aus 25 Ländern als bester europäischer Fotoclub ausgezeichnet. Eines der elf prämierten Bilder war das Frauenporträt „Viktoria“, das zwischen zwei Eisenbahnwagen am Bahnhof Heu- bruch inszeniert war. 17 Und im Dezem- ber schickte die Werkkunstschule ihre Schüler nach Paris, wo sie ihre Arbeiten aus dem Bereich Grafik-Design in der re- nommierten École Estienne, der Sektion Grafik der École Supérieure des Arts et Industries zeigten. Die Ausstellung sollte anschließend nach Birmingham und Prag weiter wandern. 18 Wer in Wuppertal 1968 progressive aus- wärtige Kunst sehen wollte, konnte auch in die Barmer Kunsthalle im Haus der Ju- gend gehen. Im Januar war die Gruppe „Werkstatt Rixdorfer Drucke“ mit Arbei- ten von Uwe Bremer, Günter Bruno Fuchs, Albert Schindehütte, Johannes Vennekamp und Arno Waldschmidt zu sehen. 19 Die Kreuzberger Bohémiens, die nicht nur Grafiker waren, hatten sich auf Holzschnitte und Illustrationen spe- zialisiert und sorgten bei ihren Auftritten für manchen Skandal: „Auf einer eleganten Vernissage in Berlin stießen die Rixdorfer in einem Nebenraum auf einen Stapel Briketts. Sie bildeten eine Kette und erklärten das Weiter- reichen zur Kunstaktion . Die feinen Herr- schaften in ihren Anzügen und Cocktail- kleidchen folgten bereitwillig – bis Hemden und Hände pechschwarz waren und der erboste Galerist das lustige Treiben abrupt abbrach.“ 20 Ein anderes, die Gemüter der Bürger be- schäftigendes Ereignis war im März die Gemeinschaftsschau wichtiger Vertreter der aktuellen Kunstszene. Der Maler der Neuen Figuration Dieter Krieg, der multi- mediale Künstler Ferdinand Kriwet, der Sehtexte und Textfilme schuf, der Profes- sor der Hochschule für bildende Kunst in Hamburg Almir Maviguier und Wolf Vostell lösten Diskussionen über die „Moderne Kunst“ aus, die nicht nur Bei- fall fand. 21 Innovative Metallskulpturen unter dem Titel „Lyrik und Science Fiction“ stellte im November der Bildhauer Shinkichi Tajiri aus, der, gerade von seiner dritten Teilnahme an der Dokumenta zurück- gekehrt, Gastdozent an der Werkkunst- schule war und ein Jahr später als Professor an die HdK Berlin berufen wurde. 22 Zum Schwerpunkt der Kunst in Barmen trug die Galerie „Porta“ bei, deren Name zu einem Vergleich mit der „Parnass“ anregt: Ohne so hoch hinaus zu streben, öffnete sie Tür und Tor für ein weites Spektrum von Ausstellern, das in jenem Jahr von dem bekannten Kassler Profes- sor und Dokumenta-Teilnehmer Karl Oskar Blase über den Bildhauer Alfred Tme mit seinen „originellen Stahlplasti- ken“ und den allmählich international beachteten Pitt Moog bis hin zu den Fotoexperimenten der Grafikklasse der Werkkunstschule Kassel reichte, weil dem Galeristen Will Seringhaus auch die Förderung junger Künstler am Herzen lag. 23 Im Dezember 1968 veranstalteten zwei Finanzinstitute nahezu gleichzeitig Aus- stellungen, die noch einmal Aspekte des Kunstschaffens dieses Jahres im Tal ab- bilden. Die Deutsche Bank präsentierte Arbeiten aus den Mappen des Von der Heydt-Museums von vor allem amerika- nischen Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein, James Rosenquist, Jim Dine, Alles Jones und Robert Indiana, bei denen „Pop, Minimal und Op domi- nieren“. 24 Im Unterschied dazu begann die Spar- kasse „im Rahmen ihrer allgemeinen Förderung der Stadtkultur“ in diesem Jahr mit der Umsetzung ihres Vorha- bens, „moderne und auch avantgardisti- sche Werke“ auf regionaler und lokaler Ebene zu fördern. 25 Vielleicht eingedenk der verhaltenen Bereitschaft der Wuppertaler Bürger für 1 Eduard von der Heydt-Kulturpreis der Stadt Wuppertal 1950 – 2001. Hrsg. Stadt Wup- pertal. 2001. Der Preis wurde 1969 verliehen. 2 Vgl. https://www.denkmal-wuppertal.de/tag/ 1959 3 General Anzeiger, folgend: GA, 25.06.1968, S. 11. 4 Heinrich Böll und Wuppertal. Reden – Briefe – Meinungen. Hrsg. von Uwe Eckardt. Mitteil. des Stadtarchivs. Heft 2, 1986. S. 12. 5 Privat – Wuppertaler Sammler im Von der Heydt-Museum. Katalog. Hrsg. von Dr. Gerhard Finckh und Dr. Antje Birthälmer. Wuppertal, 2009. S. 43. 6 Vgl. Ebd. S. 44. 7 Vorstandsprotokoll vom 21.01.01969. Archiv der Bergischen Kunstgenossenschaft. 8 GA, 11.11.1968, S. 8, 9 Vgl. http://www.kunstportal.sparkasse - 10 Brief vom 16.12.1967. BKG-Archiv. 11 Vgl. GA, 11.01.1968, S. 6. Der Umbau des Museums wurde erst 1986 – 90 realisiert. 12 Vgl. GA, 21.06.1968, S. 13 und GA 07.11.1968, S. 23. 13 Vgl. GA, 09.12.1968, S. 3 14 Vgl. GA, 12.01.1968. S. 7. 15 Vgl. GA, 02.11.1968, S. 23. 16 Vgl. GA, 16.01.1968, S. 13. 17 Vgl. GA, 16.03.1968, S. 3. Die Gruppe bestand aus Wuppertaler und Hagener Fotografen. 18 Vgl. GA, 07.12.1968, S. 7 und GA 10.12., S. 3. 19 Vgl. GA, 06.01.1968, S. 6. 20 www.abendblatt.de/kultur-live/article 113289170/Rixdorfer-haben-gelebt-gemalt- gedruckt.html 21 Vgl. GA, 14.03.1968, S. 12. 22 Vgl. GA, 02.11.1968, S. 23. 23 Vgl. GA 18.01.1968, S. 6, GA 06.06.1968, S. 11. und GA 14.06.1968, S. 12 24 GA 03.12.1968, S. 7. 25 www.kunstportal.sparkassewuppertal.de/ ausstellungen/ausstellungskonzept 26 www.kunstportal.sparkasse-wuppertal.de /ausstellungen/ausstellungsarchiv 27 GA 10.12.1968, S. 7.
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