Das Kunstportal der Stadtsparkasse Wuppertal
121 „figura magica“ – ein Langzeitprojekt unterstützt wurde dieses Projekt von Anfang an von der Stadtsparkasse Wuppertal, von der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und vom Dezernat und Kulturbüro der Stadt Wuppertal „von 1972 bis 1977 studierte ich bildhauerei an der kunstkademie in düsseldorf bei joseph beuys. während dieser zeit wurde ich mit der sozialen skulptur und dem sozialen orga- nismus von joseph beuys konfrontiert. ich lernte, die menschliche gesellschaft sowie auch unsere welt als einen lebendi- gen organismus wahrzunehmen. das heisst, dass das zusammenspiel von naturstoffen und naturkräften unserer welt ähnlich funktioniert wie der mensch- liche organismus mit seinem wärme- und kälteprinzip, seinen kreisläufen und rhythmen, seiner intelligenz. das fertige kunstwerk hat bei mir einen untergeordneten stellenwert, es hat lediglich tagebuchcharakter. wichtig sind mir die arbeitsvorgänge zwischen den entstandenen kunstwerken, dort wo die künstlerische interaktion mit kollegen und anderen menschen stattfindet. in diesen zwischen-räumen findet die kollektive kreative transformation statt. im jahr 1987 begann ich zeichnungen einer skulptur anzufertigen – später bekam sie den namen figura magica. 1988 wurde der guss der figura magica realität. sie ist aus gusseisen, in der form eines überdimensionalen hufeisen- magneten, wiegt ca. sechs tonnen und ist fünf meter lang. nach ihrer fertigstellung im jahr 1988 erreichte sie ihren ersten liegeplatz: die königshöhe in wuppertal. 1991 begann die weltreise der figura magica, um ihre ‚magische aufladung‘ zu bekommen. das goethe-institut in dublin gab anläss- lich der ernennung dublins zur kultur- hauptstadt europas 1991 grünes licht für die erste reiseetappe. darauf folgten, jeweils im zweijahresrhythmus, die stationen: 1993 montreal/kanada 1995 bethany/usa 1997 matagalpa/nicaragua 1999 santiago de chile/chile 2001 sydney/australien 2003 ohmishima in japan 2005 negombo/sri lanka 2007 lomé/togo die reise der skulptur und ihre magische aufladung wahrscheinlich hat jeder künstler den wunsch, dass sein kunstwerk von möglichst vielen menschen, in vielen ländern und kulturen wahrgenommen wird. entsprechend ihrer form, verweist die figura magica als überdimensionaler hufeisenmagnet direkt auf das magneti- sche feld, das durch die drehung der erde und den dynamoeffekt des schweren, glühenden, metallenen, sich schneller mitdrehenden erdkerns entsteht. dieses magnetische feld liegt wie ein schutz- schild um unseren globus. die fünf meter lange und sechs tonnen schwere guss- eisenskulptur deutet auf die mitte unse- res planeten – der ort, an dem die seele der erde zu finden ist. ich möchte das tiefe verhältnis aufzei- gen, das zwischen den menschen, den naturkräften und unserer erde besteht, und welches im begriff ist, zu verküm- mern. wir müssen lernen, schützend und kreativ die welt zu gestalten, mit vernunft und wirtschaftlich für den erhalt der ar- tenvielfalt und der ökologischen verhält- nisse sorgen. wir müssen das gestalten unserer umwelt als ein ästhetisches prinzip verstehen – mit verantwortung, nachhaltigkeit und ausdauer. 2009 erreichte die figura magica ihre letzte station vor dem ehemaligen schauspielhaus in wuppertal. auf ihrer reise traf die figura magica auf viele unterschiedliche menschen, land- schaften und kulturen, durch die vorstel- lungskraft jedes einzelnen kann sie die gesammelten eindrücke ihrer langen reise nachvollziehbar auslösen. die skulptur schafft konditionen zu einer intuitiven und kreativen wahrnehmung, die notwendig sein wird, um mit neuen, vor allem kreativen ideen, eine positive wirklichkeit zu gestalten. die figura magica wurde sehr oft fälsch- licherweise als eine „soziale skulptur“ bezeichnet, was natürlich im sinne von joseph beuys nicht stimmt. was ich aber hoffe ist, dass sie ein beitrag sein kann, in unsere gesellschaft, die ja als die „soziale skulptur“ gemeint ist, hinein- zuwirken. vorläufig letzter höhepunkt des projektes war eine große ausstellung in der stadt- sparkasse in wuppertal 2010. ich hatte das glück, neun künstlerinnen und künst- ler aus den figura-reiseländern nach wuppertal einladen zu können. sie kamen aus den usa, aus nicaragua, chile, japan, sri lanka und togo und zeigten dort ihre arbeiten. parallel dazu erschien das buch figura magica: den kreis geschlossen . der film ‚die reise der figura magica‘ von volker hoffmann hatte dort premiere.“ bodo berheide Ein Gastbeitrag des Künstlers Bodo Berheide über sein Langzeitprojekt „figura magica“ .
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